Der Umgang mit der Schweinegrippe H1N1 warf bald sehr viele Fragen auf, die aber alle nicht gelöst sind. Mit den Erfahrungen mit Corona liest man die Nachbetrachtung der Schweinegrippe mit besonderem Interesse. Und: Die Schweinegrippe war die erste breit auftretende Influenza, für deren Einschätzung als Pandemie gerade eben geänderte Kriterien angewendet wurden: Die Verbreitung ist entscheidend, nicht (mehr) die Bedrohlichkeit.
Worum geht es:
- Ende März 2009 erkranken die ersten Menschen in Mexiko und in den USA an der Schweinegrippe, eine Influenza, Subtyp H1N1.
- Der Virustyp H1N1 erinnert an den Erreger der Spanischen Grippe, der weltweit 1918/19 bis zu 50 Mio Menschenleben gefordert hat.
- Am 11. Juni ruft die WHO Stufe 6 aus: Die Pandemie. Es geht nicht um die Schwere der Erkrankungen, sondern allein um die gemeldete Verbreitung des Virus.
- Im Schnellverfahren werden in grosser Zahl Impfstoffe bewilligt und geordert (Stufe 6 macht das möglich). «Dass sechs Monate nach dem Erkennen des neuen Virus ein sicherer und getesteter Impfstoff vorliegt, ist eine „Sensation“» sagt Thomas Zeltner, Direktor des Schweizer BAG.
- Die Direktorin der WHO-Impfstoffabteilung ist Marie-Paule Kieny – sie war zuvor bei Transgene S.A. beschäftigt, einer Pharmafirma, die strategische Partnerschaften zur Impfstoffherstellung mit dem Schweizer Pharmakonzern Roche unterhielt.
- Die Schweiz ordert 13 Mio Impfdosen für 84 Mio CHF, Deutschland bestellt Impfstoffe und Grippemittel für ca. 450 Mio Euro. (Focetria von Novartis und Pandemrix von GlaxoSmithKline, beide werden mit Adjuvanzien versetzt, Wirkverstärkern).
- Das Virus ist weit weniger gefährlich als befürchtet. Es breitet sich viel rascher aus als die übliche saisonale Grippe, mit mehr Kranken, aber offenbar viel weniger Toten.
- Ende Oktober 2009 beziffert die WHO die Zahl der am H1N1-Virus Gestorbenen – ein halbes Jahr nach dem Ausbruch – auf 5700 Menschen.
- Durch den Impfstoff Pandemrix (GlaxoSmithKline) erkranken, wie viel später zugegeben wird, 1300 Menschen an Narkolepsie. In der Schweiz werden neun Fälle anerkannt – nach jahrelangem Kampf. In der Schweiz erhielt bis heute kein Opfer eine Genugtuung, obwohl sie auf maximal 70.000 CHF begrenzt ist.
- Im August 2010 erklärt die WHO die Pandemiephase für beendet.
Wir ordnen ein:
- Die ursprüngliche Definition der WHO für eine Pandemie lautete ”… wenn ein neues Influenzavirus auftaucht, gegen das die menschliche Bevölkerung keine Immunität besitzt, was weltweit zu mehreren, gleichzeitigen Epidemien mit einer enormen Zahl von Todesfällen und Krankheiten führt“.
- Diese Definition wurde im Monat vor Ausbruch der Schweinegrippe geändert. Die WHO entfernte die Kriterien des Schweregrades und der hohen Sterblichkeit und belässt die Definition einer Pandemie als „weltweite Epidemie einer Krankheit“ (was die saisonale Grippe inkludiert!).
- Diese Definitionsänderung erlaubt den Ausruf der Pandemie (Stufe 6) und die damit verbundenen Schnellzulassung geringfügig getesteter Impfstoffe.
- Die Ausrufung der Pandemie durch die WHO soll den Pharmakonzernen 18 Milliarden Dollar Zusatzeinnahmen in die Kassen gespült haben.
- Impfstoffe werden von den Staaten lange VOR ihrer Fertigstellung geordert, das heisst im Beschaffungswettbewerb reserviert – mit Abnahmeverpflichtung nach Ausrufung der Phase 6 und deren Fertigstellung – und mit Ausschluss jeglichen Haftungsrisikos für die Hersteller. Das tragen die Käufer – kombiniert mit der Abnahmegarantie für die reservierten Kontingente.
- Ein im Schnellverfahren entwickeltes und zugelassenes Produkt KANN NICHT umfassend getestet sein und es wird immer ein Restrisiko in der Anwendung geben, wie bei jeder medizinischen Intervention.
- Allerdings: Sobald ein Impfstoff einmal zugelassen ist, kehrt sich die Beweislast um: Jetzt müssen die Menschen, die wegen der Impfung erkranken, beweisen, dass die Krankheit von der Impfung kommt. Ein schwieriges Unterfangen, da ein direkter Zusammenhang «nicht bewiesen werden kann» und die Institutionen und das medizinische Personal, welche die Impfung angeordnet und durchgeführt haben, nur schwer dazu zu bringen sind, mit einem Akzept Bedenken an ihrer Praxis aufkommen zu lassen.
- Im Umgang mit der Schweinegrippe konnte der WHO Korruption nachgewiesen werden (siehe Dokumentarfilm “Profiteure der Angst”).
Kritische Fragen:
- Ist es gerechtfertigt, dass die WHO einen internationalen Notstand ausrufen darf, lediglich auf Basis der Verbreitung einer ansteckenden Krankheit, ohne die Gefährlichkeit der Erkrankung einzubeziehen?
- Könnte der normale Rhinovirus (Schnupfen) somit ebenso zur Pandemie ausgerufen werden?
- Hat sich im kleinen Massstab 2009 bereits ereignet, was wir mit Corona akutell erneut erleben? Trotz unzähliger «Aufarbeitungsartikel» nach 2009?
- Wird mit den aktuellen Leitlinien die Bekämpfung einer Influenza – unabhängig von ihrer tatsächlichen Gefährlichkeit – per Impfung zu einem Dauergeschäft?
- Solche “Notsituationen” erlauben die erleichterte Zulassung von neuen und anderwärtig umstrittenen Produkten und/oder Zusatzstoffen – darf die Anwendung solcher Produkte daher jemals verpflichtend sein?
Quellen: