Finanzierung der WHO: Eine breit vernetzte private Interessengruppe dominiert

Ursprünglich wurde die WHO nur von Staaten finanziert. Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten schrittweise geändert.
Mittlerweile finanziert eine Gruppe von privaten Stiftungen und NGOs, welche durch Zahlungsströme untereinander eng verbunden sind, rund 20% des Budgets. Damit stellt diese Gruppe von vernetzten Organisationen den grössten Spender dar.
Zudem bestehen zahlreiche personelle Verbindungen zwischen dieser Gruppe und der WHO. Interessenskonflikte sind vorprogrammiert.

Wie

Kontext zum Netzwerk aus privaten Stiftungen und NGOs

Auf unserer Seite “Pressestimmen” findet sich eine kurze Zusammenfassung sowie der LInk auf die WELT-/POLITICO-Artikelserie zum Thema Pandemiepolitik, welche von einem gemeinsamen Rechercheteam der Redaktionen von POLITICO.com sowie der Tageszeitung DIE WELT im Jahr 2022 mit grossem Aufwand erarbeitet wurde.
Dieser Artikel zeigt deutlich auf, wie die Pandemiepolitik der WHO und vieler Staaten durch das hier weiter unten durch Zahlungsflüsse und personelle Verbindungen weiter beschriebene Netzwerk aus Stiftungen und NGOs massgeblich dominiert wurde.
Die Ergebnisse unserer Recherchen zu den Zahlungsströmen und dem Personalkarussell zwischen den wichtigsten Organisationen unterstreichen die Erkenntnisse von WELT / POLITICO nochmals.

 

 

Die komplizierte Finanzierung der WHO – einfach erklärt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhält ihr Geld aus einer Vielzahl von Quellen und Verfahren, aber die beiden wichtigsten Quellen sind Folgende:

  • Reguläre Beiträge der Mitgliedsländer: 20% des Gesamtbudgets.
    Dieser Betrag wurde ursprünglich je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen in den Mitgliederländern und deren Entwicklung nach Quoten festgesetzt, bevor ab den frühen 80er Jahren nur noch Anpassungen auf Grund von Inflation und Wechselkursverhältnissen vorgenommen wurden. Seit 1993 sind die Mitgliederbeiträge komplett eingefroren, seither also unverändert geblieben (!).
  • Freiwillige Spenden von Ländern und anderen Spendern: 80% des Gesamtbudgets.
    Diese Mittel können sich von Jahr zu Jahr ändern und werden meist zweckgebunden bereitgestellt. Sie können von Regierungen, NGOs, supranationalen Organisationen oder privaten Spendern wie Stiftungen stammen.

Als sehr dominante Gruppe von Spendern erweist sich bei genauerer Analyse der Zahlungsströme ein Netzwerk von Organisationen, welches im Wesentlichen von der Gates Foundation gespiesen wird. Dieses Netzwerk ist kumuliert mit Abstand der grösste Spender und macht 2020-2021 fast 20% des WHO-Gesamtbudgets aus!

Da die WHO in so hohem Maße auf diese freiwilligen Spenden angewiesen ist, kann sie nicht frei über das Geld verfügen, sondern muss Schwerpunktbildung und Entscheidungsfindung an die Interessen der grössten Donatoren anpassen.

Es gibt noch weitere kleinere Finanzierungsmöglichkeiten für die WHO, aber diese beiden Kategorien sind die wichtigsten.

Nachstehend finden Sie eine Übersicht (Tabelle) mit weiteren Einzelheiten zu den einzelnen Finanzierungsquellen.

Art des Beitrags Einzelheiten Ungefähres Volumen
Veranlagte Beiträge
(Assessed Contributions, ACs)
Dies sind die Gebühren, die die Länder für ihre Mitgliedschaft in der WHO zahlen. Der Betrag, den jeder Mitgliedstaat zahlen muss, wird regelmässig nach dem aktuellen Wohlstand und der Bevölkerungszahl des Landes festgelegt – aber nur bis anfangs der 1980er Jahre. Danach gibt es noch Anpassungen auf Grund  von Inflation und Wechselkursentwicklungen. Seit 1993 ist auch damit Schluss. Die jährliche Höhe der Mitgliederbeiträge ist seither eingefroren! Im Gegenzug wurde die Lücke durch spezifizierte freiwillige Beiträge geschlossen, die eine Reihe von Abhängigkeiten mit sich bringen. <20%
Zweckgebundene freiwillige Beiträge (Specified Voluntary Contributions, SVCs) Das sind freiwillige Mittel, die von verschiedenen Gebern (Regierungen und privaten Organisationen) bereitgestellt werden und in der Regel für bestimmte Projekte oder Initiativen bestimmt sind. Sie sind oft an bestimmte Ergebnisse und Fristen gebunden, was die Flexibilität der WHO bei der Zuweisung von Mitteln einschränkt. ~80%
Freiwillige Kernbeiträge
(CVCs)
Zweckgebundene Mittel, die von den Mitgliedstaaten oder anderen bereitgestellt werden und von der WHO flexibel genutzt werden können.  Sie sind auf einen sehr kleinen Teil des Haushalts geschrumpft. ~4%
Beiträge zur Vorbereitung auf eine Influenzapandemie (PIP) Diese Mittel werden von Herstellern von Grippeimpfstoffen, Diagnostika und Arzneimitteln zur Verfügung gestellt, die im Gegenzug Zugang zu Virusproben und andere Vorteile erhalten.  ~2-4%
Mittel der Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung (Polio) Von mehreren Gebern für den speziellen Zweck der Ausrottung der Kinderlähmung bereitgestellt.  Projektbezogen
Andere Fonds Dabei handelt es sich um geringfügige Einnahmen aus vertraglichen Dienstleistungen, aus dem Verkauf von Veröffentlichungen und aus verschiedenen anderen Quellen.   

Die grössten Geldgeber der WHO 2020-2021

Auf der Basis der WHO-Jahresberichte sowie der WHO-eigenen Website zu ihrer Finanzierung wurden die Finanzströme ausgewertet.

Die WHO listet auf ihrer Website verschiedene der hier aufgelisteten Spender unter unterschiedlichen Kategorien auf, so dass die eigentlich recht offensichtlichen Verbindungen zwischen diesen nicht auffallen. Die Grafik listet die Top 15 Spender auf (Deutschland bis Schweden).  Alle Spender unterhalb der Top 15 sind stark fragmentiert; diese wurden unter “All Other Contributions Combined” zusammengefasst.

Aufgrund der zum Teil substantiellen Zahlungen der Gates Foundation an eine Vielzahl von anderen Organisationen, welche sodann selbst wieder an die WHO spenden, wurde in dieser Übersicht die Gates-Foundation und die mit ihr eng und z.T. seit Jahren kooperierenden Organisationen in einem Block zuoberst zusammengestellt und aufgefächert, um mehr Transparenz zu schaffen. Wie leicht ersichtlich ist, stellt der Gates-GAVI-Stiftungskomplex mit Abstand den grössten Spender dar – dessen kombinierte Spenden machten fast 20% des WHO-Budgets aus:

Es ist wichtig, zu verstehen, dass rund 30 kleinere Geldgeber (z.B. andere Stiftungen, UN-Organisationen) erstaunlicherweise Gelder von der Gates-Foundation erhalten, dann aber selbst auch wieder Gelder an die WHO spenden. So entsteht ein Netzwerk monetärer Abhängigkeiten, an dessen Quelle wieder die Gates-Foundation sitzt! Wer weiss, wie politische Prozesse und Philantropie praktisch funktionieren, erkennt, dass dieses Vorgehen der Gates-Foundation und der von ihr dominierten Impflobby GAVI – neben ihren Grossspenden – noch vielfältige zusätzliche informelle Einfluss- und Allianzmöglichkeiten eröffnet.

 

Geldflüsse an befreundete Organisationen und mögliche Hebelung

Die untere Grafik zeigt alle Geldflüsse von der Gates-Foundation an verschiedene UNO-Organisationen, NGOs, staatliche Einrichtungen und andere Stiftungen, die ihrerseits die WHO finanziell unterstützen (für die Grafik wurden nur Zuwendungen von mehr als einer Million USD einzeln aufgeschlüsselt, die vielfältigen kleineren Zuwendungen sind in der letzten Rubrik zusammengefasst).

Die Stärke jeder Linie repräsentiert den Betrag, den die Gates-Foundation an die jeweilige Organisation gespendet hat. Weiterhin zeigt dann aber die Stärke der Linie von jeder Organisation hin zur WHO den gesamten Betrag, der während des Berichtszeitraums wiederum von dieser Organisation (inklusive der Gates-Spende) an die WHO überwiesen wurde.

Es ist natürlich möglich, dass die Gates-Foundation mit solchen Spenden spezifische Projekte gemeinsam mit den jeweiligen Unterorganisationen fördert. Gleichzeitig aber hat dieses strategische Vorgehen den Effekt,  sich die Gunst grösserer Spender und Projektträger für eigene Initiativen zu sichern, so z.B. von wichtigen Organisationen wie der UNDP,  Bloomberg Philanthropies oder UNOP.   So wurde über die Zeit mit diesem Vorgehen ein Netzwerk von aussergewöhnlichen Verbindlichkeiten und Abhängigkeiten aufgebaut, welches Einflussmöglichkeiten eröffnet, über die die staatlichen Beitragszahler nicht mehr verfügen.

Was ist “GAVI”?

Gavi, die “Global Alliance for Vaccines and Immunization” ist eine weltweit tätige öffentlich-private Partnerschaft mit dem Ziel der weltweiten Förderung von Impfungen.

GAVI wurde am 29. Januar 2000 am Weltwirtschaftsforum in Davos gegründet. Die Bill & Melinda Gates Foundation stellte ein Startbudget von 750 Millionen US-Dollar zur Verfügung und finanzierte in den ersten 10 Jahren rund 30% des GAVI-Budgets. Von 2000 bis 2023 flossen rund USD 4.9 Milliarden von der Gates Foundation an GAVI.

Über die Jahre konnten zwar mehr Staaten für die Finanzierung von GAVI gewonnen werden, aber die Gates Foundation ist der grösste Einzelsponsor mit beträchtlichem Einfluss. Mittlerweile wurden Investmentprogramme aufgelegt, die es auch grösseren privaten Investoren erlauben, in die Programme von GAVI mit zu investieren.

Rechtsform ist eine Stiftung mit Sitz in Genf in der Schweiz. 2009 wurden GAVI in einem Abkommen mit dem Bundesrat zahlreiche Privilegien einer internationalen Organisation gewährt: GAVI und ihre Organe geniessen diplomatische Immunitätsrechte – Schutz vor Strafverfolgung, Unantastbarkeit ihrer Räumlichkeiten und Archive. Auch ist die Organisation steuerbefreit.

Gates-GAVI-WHO: ein Personenkarussell?

Hinweise auf enge personelle Verflechtungen: Bereits einfache Recherchen auf LinkedIn zeigen anschaulich auf, welche engen personellen Vernetzungen zwischen der WHO und den wichtigsten Organisationen im Gates-Foundation-Komplex bestehen.

Es lässt sich feststellen, dass fast 200 Personen in diesem “Personenkarussell” mitfahren.

Stellt man dies in den Kontext der oben aufgezeigten, vielfältigen direkten und indirekten finanziellen Zuwendungen des Gates-Stiftungs-Komplexes, wird schnell klar, dass die WHO in ein Netz aus Einfluss, personellen Beziehungen und Geld eingebettet ist, welches unabhängige Entscheidungen stark erschweren dürfte.

LinkedIn Suche WHO <-> GAVI/Gates:

87 Personen erscheinen, wenn man nach aktuellen WHO-Angestellten sucht, die vorher entweder bei GAVI oder bei der Gates Foundation angestellt waren:
https://www.linkedin.com/search/results/people/?currentCompany=%5B%225350%22%5D&keywords=World%20Health%20Organization&origin=FACETED_SEARCH&pastCompany=%5B%2274498%22%2C%228736%22%5D&sid=oP~

LinkedIn Suche GAVI <-> WHO:

65 Personen erscheinen, wenn man nach aktuellen GAVI-Angestellten sucht, die früher bei der WHO angestellt waren:
https://www.linkedin.com/search/results/people/?currentCompany=%5B%2274498%22%5D&keywords=World%20Health%20Organization&origin=FACETED_SEARCH&pastCompany=%5B%225350%22%5D&sid=b3J

LinkedIn Suche Gates Foundation <-> WHO:
46 Personen erscheinen, wenn man aktuelle Angestellte oder Consultants der Gates Foundation sucht, die früher bei der WHO angestellt waren:
 

Warum betrifft uns dies überhaupt?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt in den bevorstehenden Reformen der internationalen Gesundheitsabkommen und globalen Pandemieverträge stark erweiterte Befugnisse an. Diese beinhalten weitreichende Rechte zur Umsetzung und Informationskontrolle. Bei einem von ihrem Generalsekretär ausgerufenen “PHEIC” (Gesundheitsnotstand internationaler Relevanz) will die WHO umfangreiche Befugnisse in Bezug auf medizinische Behandlungen, Lockdowns und Impfungen erhalten.

Einige der vorgeschlagenen Vertragsänderungen könnten auf den ersten Blick unschädlich erscheinen. Dennoch könnten sie die Verfassungen unserer Länder indirekt beeinträchtigen. Einige Punkte zur Betrachtung:

  • Nur der Generaldirektor der WHO könnte einen ausgerufenen Gesundheitsnotstand beenden (!).
  • Es sind keine klaren Rechenschaftspflichten vorgesehen.
  • Die Rolle des privaten Stiftungskomplexes, wie zuvor beschrieben.

 

Finanzierung der WHO: Wahrnehmung und Realität

Viele gehen davon aus, dass die WHO hauptsächlich von ihren Mitgliedstaaten finanziert wird und dass sie die ihr zugewiesenen oder gespendeten Mittel eigenständig und basierend auf wissenschaftlichen Kriterien verwendet. Dies entspricht jedoch nicht mehr der Realität. Etwa 80% der WHO-Mittel sind zweckgebunden, wobei der Geldgeber bestimmt, für welche Projekte oder Programme diese verwendet werden sollen. Lediglich 20% der Mittel sind allgemeine Spenden oder Beiträge, über die die Organisation frei verfügen kann.

Quellen

Übersichtsartikel
  • The financial sustainability of the World Health Organization and the political economy of global health governance: a review of funding proposals. Global Health.
    Reddy SK, Mazhar S, Lencucha R.; 2018 Nov 29;14(1):119. doi: 10.1186/s12992-018-0436-8. PMID: 30486890; PMCID: PMC6264055.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30486890/
  • Flexibly funding WHO? An analysis of its donors’ voluntary contributions. BMJ Glob Health. Iwunna O, Kennedy J, Harmer A.; 2023 Apr;8(4):e011232. doi: 10.1136/bmjgh-2022-011232. PMID: 37024117; PMCID: PMC10083790.
Jahresberichte / Grant Files